Südwestlich der Stadt liegt die Deponie: Ein riesiges Areal, eher Abraumhalde als Mülldeponie, zumindest habe ich nur an einer Stelle ein paar große Müllsäcke gesehen. Das Gelände wirkt eher wie eine überdimensionale Baugrube, die man in den Boden gerissen und dann aber offen gelassen hat, weil keiner mehr wußte, was hier eigentlich gebaut werden sollte. Es gibt hier so gut wie alle Farben und Beschaffenheiten, in denen Erde vorkommen kann, von hellbraunem, sonnen- und frostgetrocknetem Ton bis zu tiefschwarzem, morastigem Lehm. Was unter den ebenfalls schwarzen Planen liegt, die sich mehrere hundert Meter lang durch das Gelände ziehen, möchte man allerdings nicht so genau wissen.
Zu sehen ist niemand, und das verstärkt den zweiten Eindruck, den man hier bekommt: Es sieht aus wie immer, wenn Männer aufräumen. Dann wird einfach hastig alles in einer Pröll-Ecke zusammengeschoben und eine Decke drübergezogen, fertig. Der Rest tritt sich irgendwie fest.
Dafür braucht man auch keine besonders ausdifferenzierte Organisation. Zwei Kippen reichen völlig aus. Ich nehme mal an, die rote Karte gibt’s für die Sachen, die wirklich weg können, die blaue Karte für das, was man vielleicht noch mal brauchen kann.
Übrigens riecht es ein bißchen nach verbranntem Gummi hier, aber das liegt sicher nicht an den Planen, obwohl die heute ja einiges an Sonne abkriegen, sondern an dem fensterlosen Gebäude direkt neben der Deponie.
Dann ist da noch dieses seltsame Gestell, das nach einer Do-It-Yourself-Bastelei aussieht: Ein rostiges Dreibein über einer Art Abflussrinne. Vom Dreibein hängen ein Gewicht, ein Rohr und ein seltsamer Propfen über der Rinne. Der Propfen verstopft ein Loch im Boden, aber nicht richtig, um ihn herum blubbert ein weißer Kranz aus Schaum. Außerdem scheint ein Motor im Propfen drin zu sein, oder Meßgeräte, jedenfalls ist er mit einem Stromkasten verbunden, der einen Meter entfernt steht. Der Motor röhrt und brummelt vernehmlich, und ab und zu macht der weiße Schaumkranz ein komisches furzendes Geräusch, ohne dass man erkennen könnte, was da gepumpt wird und warum.
Es gibt mehrere solcher komischen Gestelle auf dem Gelände, aber natürlich auch ganz andere Maschinen: Bulldozer und Bagger, die mit ihren lehmverkrusteten Ketten und Rädern aussehen wie unbeholfene Monster, die irgendwie in diese Grube geraten sind und jetzt nicht mehr rausfinden.
Zwischendrin immer wieder Bauschutt, in allen denkbaren Zurichtungen: kleingemahlen, in Scherben oder in großen Brocken, sogar einige Platten, die wie Marmor oder Alabaster aussehen, kann ich entdecken. Und hey, sogar hier läßt sich der Frühling nicht mehr bremsen. Was ist das für eine Blume, Huflattich? Wird Zeit, wieder aus der Grube rauszuklettern und zu Hause mal nachzusehen.
Schreiben Sie einen Kommentar