Ben Vershbow berichtet im if:book-Blog über eine kleine Konversation mit Jeff Jarvis:
Lately, Jeff has been re-thinking the term „citizen journalism,“ an idea and a corresponding movement he has done much to promote. The problem as he sees it is that citizen journalism implies an opposition between professional and non-professional producers of news, when the goal should be closer collaboration between the two. […] Jarvis has now posed „networked journalism“ as a possible alternative to citizen journalism, and as a better tool for understanding the dramatic realignment of authority and increased access to the means and channels of news production that we are witnessing today.
Der Journalist als Moderator eines Prozesses, über den Wahrheit ermittelt wird. In seinem eigenen Blog erklärt Jarvis etwas detaillierter, was er unter vernetztem Journalismus verstehen will:
“Networked journalism” takes into account the collaborative nature of journalism now: professionals and amateurs working together to get the real story, linking to each other across brands and old boundaries to share facts, questions, answers, ideas, perspectives. It recognizes the complex relationships that will make news. And it focuses on the process more than the product.
Dass die „Wahrheit“ über einen Prozess – einen Diskurs, eine öffentliche Diskussion – ermittelt und konstituiert wird, das ist sicher richtig. Aber Jarvis stolpert dann ein paar Abschnitte weiter unten über seinen eigenen Gedankengang:
In networked journalism, the public can get involved in a story before it is reported, contributing facts, questions, and suggestions.
Das klingt paradox: Denn kann es eine „Story“ geben, bevor sie berichtet wird? Um die Öffentlichkeit miteinzubezeiehen, muss ich erst einmal klar machen, dass es da überhaupt etwas gibt, in das miteinbezogen zu werden sich lohnt: Das „Breaking the news“ ist bereits die erste Stufe der Geschichtenerzählung, es gibt keinen quasi unschuldigen Rohzustand von Fakten und Informationen.
Wenn vernetzter Journalismus nur im Zusammenrühren und Moderationen bestünde, dann hätte Jarvis nichts besonders Originelles gesagt. Journalismus bedeutet ja immer schon, die Öffentlichkeit in eine Story miteinzubeziehen? Und Journalisten haben immer schon eine Geschichte aus dem zusammenweben, was ihnen aus der Öffentlichkeit an „Fakten“, „Fragen“ und „Anregungen“ zugetragen wird?
Die Pointe am vernetzten Journalismus könnte eher woanders liegen, nämlich darin, dass man die Bedingungen, unter denen eine Geschichte entsteht, transparent macht, beziehungsweise dass verschiedene Geschichten oder Erzählweisen in Umlauf gesetzt werden können. Man wirft den Web-2.0-Ideen ja manchmal vor, dass es so etwas wie die Institutionalisierung der Stillen Post ist, aber das stimmt eben nur zum Teil: Die Post ist nicht ganz still, sondern sie hinterläßt Spuren. Eher entsteht dabei ein weißes Rauschen, und es ist etwas anstregend, die einzelnen Signale dabei herauszubekommen.
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