Das Foto oben erschien im Blog der israelischen Journalistin Lisa Goldman. Es zeigt ein Fernsehbild: Man sieht darauf, schreibt Goldman, den Fernsehmoderator Zvi Yehezkeli, der über Reaktionen in den arabischen Medien erzählt. Gerade hat er live zum Sender der Hezbollah geschaltet – und dort wiederum wird gerade live über das berichtet, was im israelischen Fernsehen zu sehen ist, nämlich unter anderem seine Sendung. Wir sehen also wie in einer endlosen Spiegelung Yehezkeli, der sich sieht, wie er gerade von anderen beobachtet wird. Der skurrile Effekt wird noch dadurch verdoppelt, dass die Moderatoren beider Sendungen miteinander zu reden scheinen. „Wir können Sie sehen“, sagt der Hezbollah-Moderator, und Yehezkeli stellt eine Frage auf arabisch, die Goldman aber nicht kolportiert.
Das ist „nur ein Beispiel dafür, wie verrückt und komplex dieser Konflikt ist“, schreibt Goldman:
We watch each other’s television broadcasts, we talk to one another, and then…we bomb each other.
Die Situation im Nahen Osten ist unübersichtlich genug, wenn man von außen draufschaut, aber weil man immer besseren Zugriff hat auf die Medien der anderen Seite, werden die Spiegelungen und Brechungen noch einmal zusätzlich multipliziert, so dass man eigentlich von einer „anderen Seite“ gar nicht mehr vernünftig sprechen kann. Wir wissen zuviel voneinander, unsere Konflikte passen in die Kommentarspalte einer Website und lassen sich quer über den Cosmos verstreuen.
„Der Krieg wird persönlich“, schreibt ein libanesischer Blogger, und man könnte fast versucht sein, die schönen Utopien vom Graswurzel- und Bürgerjournalismus glauben zu wollen. Aber das Frustrierende ist ja auch, dass man sieht, wie wenig die Aufsplitterung der Perspektiven noch bewirkt. Es gibt hier und da kleine Versuche, miteinander ins Gespräch zu kommen oder etwas zu organisieren. Aber im Großen und Ganzen hat man doch das Gefühl, dass in Blogs und Foren nicht wirklich miteinander kommuniziert wird, so hartnäckig werden in den Einträgen und Kommentaren die immer gleichen Aussagen repetiert: Der Mainstream zieht in einem weißen Rauschen vorbei.
Und zwischendrin ist dann doch noch Raum für das Idyll und für einen „>Candide, der seinen Garten kultivieren muss.
I lay under a tree, thinking of the fruit that was ripening on the other side of the border as well. I thought of the Lebanese farmers watching their fruit from their window, longing to pick it. I remember them from the time I lived here. On Saturday morning I’d make myself coffee and look out of the open window. They used to stand there on the mountain opposite, looking at me. They’d wave to me and I’d wave back.
They knew who I was; I knew who they were – they were Hezbollah people.
Via Guardian Newsblog.
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