Codex Seraphinianus


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Ich verdanke der Konjunktion eines Spiegels und einer Enzyklopaedie die Entdeckung Uqbars. – Borges

Der Codex Seraphinianus ist eines der schönsten und seltsamsten Bücher überhaupt: Die skurrile Enzyklopädie einer imaginären Welt, mit aufwändigen und wunderschönen Illustrationen der Flora und Fauna, der merkwürdigen Bewohner und ihrer ebenso merkwürdigen Erfindungen, mit Landkarten und Diagrammen.

Codex Seraphinianus

Alles komplett unverständlich, weil niedergelegt in einer frei erfundenen und nicht zu dechiffrierenden Schrift, die aussieht wie eine kruder Mix aus Armenisch, Siamesisch und Arabisch. Eine verspielte Variante von H.P. Lovecrafts Necronomicon, könnte man denken, ein verspäteter Nachfahre des geheimnisvollen mittelalterlichen Voynich-Manuskripts, oder die buchgewordene Umsetzung von Borges‘ Spekulationen über Tlön, Uqbar und Orbis Tertius. Oder ein Bruder im Geiste des kuriosen Enzyklopädisten Raoul Tranchirer. und dessen Erklärung der Welt durch die Collage.

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Ausgedacht und angelegt hat das ganze Werk der Italiener Luigi Serafini, Architekt und Industriedesigner. Die erste Ausgabe erschien 1981, seither ist das Werk immer mal wieder aufgelegt worden, ausschließlich in teuren limitierten Editionen. (Im ZVAB kann man gerade eine handsignierte Originalausgabe für 15.000 Euro finden.) Seit Ende des vergangenen Jahres gibt es nun endlich bei Rizzoli eine halbwegs erschwingliche Version für 89 Euro. Und es gibt dieses wunderbare Photoset bei Flickr, das – soweit ich das sehen kann – ziemlich komplett sein müßte (und damit vermutlich gegen das Copyright verstößt, nun ja).

Codex Seraphinianus

Aber was will man machen bei einem so magischen Buch? Man kann sich stundenlang verlieren in den Bildern dieser sonderbaren Welt. Und verliert trotzdem nicht die Lust, einen Buchhändler seines Vertrauens in Bewegung setzen und das Ding in den eigenen Salon zu befördern. Aber Vorsicht: Auf der Reise durch diese rätselhafte Welt wird man rätselhafte Vorgänge beobachten. Und es ist nicht immer ganz so klar, ob der Betrachter völlig unbetroffen davon bleibt.

(Via.)

Codex Seraphinianus

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