Fehler im System


Der Palazzo delle Papesse in Siena ist mit Sicherheit eines der schönsten Museen für Moderne Kunst. Im Moment läuft da die Ausstellung System Error, eine Auseinandersetzung mit der „fundamentalen Frage“, warum alle gegen Krieg sind und doch immer wieder welche ausbrechen. So jedenfalls steht es in der Selbstbeschreibung auf der Website des Palazzo, die sich darüberhinaus allerdings ein bisschen schwer tut, das Konzept der Ausstellung auf den Punkt zu bringen.

Es gibt ein bißchen Anthropologie hier und Pop-Kultur da, irgendwie alle Medien, in denen sich künstlerisch tätig sein lässt, und eine bunte Mischung aus Künstlern, die schon semi-etabliert sind (DJ Spooky, Negativland), und anderen, die erstmals in so einem Kontext auftauchen. Die Kuratoren Lorenzo Fusi und Naeem Mohaiemen sind nicht nur in Museen und Galerien auf die Suche gegangen, einige Austellungsobjekte haben sie auch dort gefunden, wo Ausstellungsmacher sonst nicht so oft hinschauen: Auf Konzerten, Demos, in Comics und – klar – auch bei Flickr und YouTube.

Das klingt, wie gesagt, ein bisschen beliebig und tut der Ausstellung möglicherweise unrecht – die Website zeigt einige interessante Sachen, und da die Veranstaltung bis zum 3. Juni verlängert wurde, werde ich mir das auch mal vor Ort anschauen können. Aber was ich mich frage, ist: Wenn man schon bei Flickr und YouTube auf die Suche geht, kann man dann nicht umgekehrt ein paar Spuren der Ausstellung dort auftauchen lassen? Oder anders gefragt, wenn man schon eine Ausstellung macht, die anthropologische Fragen nach dem Ursprung von Konflikten und nach dem Charme und der Aura politischer Symbole stellt, wäre es dann nicht auch interessant, ein paar Proben aufs Exempel zu machen und Knotenpunkte anzubieten, von denen aus tatsächliche Diskussionen starten könnten?

Es gibt hier und da ein paar Blogs von Museen und Ausstellungen. Da wird zwar meistens auch nicht heftiger diskutiert als in irgendeinem beliebigen Corporate Blog, aber es ist schon mal ein Anfang. Von da aus könnte man sich einige Wege überlegen, um Themen und Inhalte anders zu transportieren als bisher. Es gibt jedenfalls keinen Grund, Flash-Animationen immer noch für das Höchste an Hipness zu halten, wenn der Rest muffiger rüberkommt als die Hobby-Website irgendeines Heimatvereins.

(Nachtrag: Hier gibt’s ein paar hübsche Photos von Chaleerat Ngamchalee, die auf der Ausstellung zu sehen ist. Und hier der Beitrag von DJ Spooky als Podcast.)

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