An einem dieser warmen Mai-Tage, die jetzt schon wieder vorbei sind, hat Fort Asterstein fast ein südländisches Flair. Die helle Farbe der Mauern, die beinahe elegante Architektur der Fassade und des Innenhofs, Wald und Wiese ringsherum und auf dem Dach der Gebäude: Bei aller Trutzigkeit wirkt das Areal in und um das Fort fast leicht und freundlich, als ob sie Piranesi an einem gut gelaunten Tag skizziert hätte. Erst wenn man etwas genauer hinschaut und durch das alte Gemäuer stromert, entfaltet sich die ganze Strenge und Wucht einer militärischen Anlage. (Man sollte allerdings nach Möglichkeit nur in die Räume hineinschauen, die man direkt über den Innenhof begehen kann, alles andere ist zu baufällig.)
Eine Stadt als Waffe: Über weite Phasen seiner Geschichte ist Koblenz nach militärischen Gesichtspunkten angelegt und gestaltet worden. Eine Militärstadt ist Koblenz zwar immer noch, aber die Bundeswehrkasernen liegen heutzutage eher zurückgezogen oben auf den Höhen über dem Rhein. (Das Diktat des Straßenverkehrs ist heute sichtbarer als kriegerische Gesichtspunkte: Mehrspurige Straßen gibt es sicher auch in anderen Städten, aber in Koblenz wirkt das Asphalt-Korsett, in das die Stadt sich gezwängt hat, enger und drückender als anderswo, weil schon die Natur nicht so viel Platz gelassen hat.)
Im Gegensatz zur prominenteren und weithin sichtbaren Festungsanlage von Ehrenbreitstein ist Asterstein fast unsichtbar. Auf der einen Seite des Forts hat sich ein Wohngebiet ausgebreitet, und den unmittelbaren Zugang findet man nur über einen etwas heruntergekommenen Sportplatz. Von der anderen Seite versperrt ein dichter Wald den freien Blick ins Tal, auf den die Festungsarchitekten so viel Wert legten.
Ansonsten wirkt das Gebäude weitgehend sich selbst überlassen. Es gibt zwar einen Verein, der sich um die Erhaltung und Restaurierung der Ruine bemüht, aber dessen Mittel und Kapazitäten sind vermutlich eher begrenzt, und von kommunaler Seite scheint es nicht so viel Interesse daran zu geben, das Bauwerk und das Areal ringsherum bekannter zu machen. An einem dieser warmen Mai-Tage ist man aber auch in der Stimmung, das gar nicht so schlimm zu finden: Das südländische Flair und die Eleganz der Mauern möchte man mit den Massen da unten und drüben in Ehrenbreitstein auch gar nicht teilen.
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