Grollen, Rauschen, Fiepen


Mozarts Klavierkonzert in E-Moll Es-Dur (KV 271) bekommt jetzt einen neuen Namen. Bisher wurde das Konzert „Jeunehomme“ genannt. Schuld waren daran zwei französische Mozartbiographen: Die hatten sich mit diesem Namen beholfen, weil sie die tatsächliche Widmungsträgerin des Konzerts nicht identifizieren konnten. Mozart nennt sie in einem Brief an seinen Vater „jenomy“, der Vater selbst spricht von ihr als „Madame genomai“. Der Wiener Musikhistoriker Michael Lorenz glaubt nun, ihre wahre Identität herausgefunden zu haben: Die Tänzern Victoire Jenamy, Tochter eines Jean George Noverre, und eine der besten Freundinnen Mozarts. Sie war außerdem eine begabte Pianistin und hat, sagt Lorenz, das Konzert im Jahr 1776 in Auftrag gegeben. (aus der New York Times.)

Und dann gibt’s da eine neue CD, die rekonstruiert, wie Beethoven selbst seine Werke gehört hat. Von der Fünften zum Beispiel vermutlich nicht mehr als ein dumpfes Grollen, gemischt mit einem dichten Rauschen und einem penetranten Fiepen. Bei der Uraufführung der Neunten mußte man ihn am Ende umdrehen, damit er das Publikum klatschen sah. Insgesamt ein interessantes Feature, auch wenn die eigentlich spannende Frage, wieviel von Beethovens künstlerischer Radikalität tatsächlich seiner Ertaubung geschuldet ist, merkwürdigerweise ausgeblendet bleibt.

5 Antworten

  1. Avatar von Eduard Hruschetzky
    Eduard Hruschetzky

    Klavierkonzert in E-Moll?? KV 271 ist in Es-Dur und wird es immer bleiben.

  2. Avatar von Cetto von Cronstorff
    Cetto von Cronstorff

    „Die Tänzern Victoire Jenamy“ Woher haben sie denn diese kuriose Information? Wer sagt, dass die Dame eine Tänzerin war?

  3. So stand’s im Artikel der New York Times (siehe auch das kurze Abstract auf dieser Seite hier, der Artikel selbst ist kostenpflichtig).

    Auf der Website von Michael Lorenz liest es sich allerdings etwas anders: Demnach war Jenamys Vater Tänzer und Ballettmeister, von seiner Tochter erfahren wir dort nur, dass sie gut Klavier spielte.

  4. Avatar von Cetto von Cronstorff
    Cetto von Cronstorff

    In der New York Times stand: „the mystery woman was actually Victoire Jenamy, a daughter of Jean George Noverre, a famous dancer“. Der „famous dancer“ war natürlich der Vater. [Schlechtes Benehmen editiert – CM]

  5. So steht’s im Text, das ist richtig. Irregeführt hatte mich dieser Satz hier:

    concerto had been commissioned in 1777 by dancer Victoire Jenamy

    Die andern bei Lorenz erwähnten Texte kannte ich da noch nicht.

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