Hype, mein Führer


Gestern war ich also in Dani Levys Mein Führer, und war … einerseits angetan, andererseits dann doch wieder nicht. Eine solide durchinszenierte Komödie, die oft besser funktioniert, als ich gedacht hatte, aber auch bei weitem nicht so kühn oder dreist, wie man meinen könnte. Eher hat man den Eindruck, dass da jemand eine gute Idee gehabt hat, aber nicht so ganz den Mut, sie auszuspielen.

Hitler mit Helge Schneider zu besetzen, ist wirklich grandios (weshalb ja auch Schlingensief schon mal drauf gekommen ist), und die besten Momente des Films sind die, wo Schneider den Raum hat, Hitlers heimliche Verwandschaft zu den singenden Herrentorten und schlingernden Entertainern seiner Bühnen-Shows zu Tage treten zu lassen, zum Beispiel im Ständchen für Eva Braun. Die nachfolgende (und von Schneider zurecht benörgelte) Bettszene ist dagegen eher mißlungen: Komik ist bei Schneider etwas, dass seinen Figuren zustößt, wenn sie auf ausgetretenen Pfaden ins Leere laufen. Wenn er dabei noch kalkulierte Kalauer zum Besten geben muss, wirkt das eher fad.

Die Frage, ob man über Hitler lachen darf oder nicht, ist doch deswegen so schwierig zu beantworten, weil sie impliziert, dass das Lachen eine bewußte Entscheidung ist, und dass Lächerlichkeit, Absurdität und Komik Aspekte sind, die man von außen an eine Sache bindet. Wenn irgendwo Podeste aufgebaut werden, gibt es immer die Möglichkeit, dass jemand davon herunterfällt und dass das dann zum Lachen ist. Die Frage ist eher, wie man dieses komische Potenzial handhabt: als Bloßstellung, als Befreiung, als Waffe oder zur Verniedlichung.

Schneiders Komik hat etwas Beiläufiges und darum ist sie so entlarvend. Levy wiederum hat seine besten Einfälle da, wo er das Comichafte und Inszenierte seiner Geschichte betont: In Hitlers Make-Up, das wie Beton an den Wangen von Schneider zu kleben scheint, oder in den virtuellen Computer-Ruinen von Berlin, ein wirkungsvoller Kommentar zu den Hitler-Dämonologien à la Guido Knopp, die das Dritte Reich als „authentisches“ Edutainment inszenieren wollen.

Dem entgeht aber auch Levy nicht so ganz. Das Problem ist eher, dass er die Diskussion, die um seinen Film geführt wird, schon in der Story mit behandeln will, in der Figur des Adolf Grünbaum, der Tanz mit dem Bösen wagt und sich fragen muss, ob er diese Komplizenschaft wirklich kontrollieren kann. Das funktioniert aber nur teilweise, weil Ulrich Mühe kein Komiker ist (oder jedenfalls den wenigen komischen Raum, den Levy ihm zugesteht, nicht wirklich ausnutzt – in der Szene, wo er Hitler mit einem Goldbarren erschlagen soll, wirkt er als Darsteller hilfloser als die Figur), und auch die Tragik einer solchen Hofnarren-Gestalt nicht wirklich transportiert, dazu bleibt seine Familie zu sehr an den Rand gedrängt, und Hitler muss schon zu den Eheleuten ins Bett kriechen, um sie wenigstens für einen Moment ins Zentrum der Geschichte zu holen.

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